Sri Aurobindo beschreibt in seiner epischen Dichtung URVASIE die
Liebe zwischen der Himmelsnymphe Urvasie und König Pururavus
und wie durch diese Liebe die Trennung zwischen Himmel und Erde überwunden wird.
Michel Montecrossa gibt in seiner zehnteiligen
Instrumentalkomposition diesem Leitmotiv des Gedichtes
klanglichen Ausdruck. Dazu wurde der Text in szenische Bilder
aufgeteilt die als Grundlage für die Abfolge von musikalischen
Bewegungen und Motiven dienen. Jede dieser Bewegungen und
Klangmotive ist verbunden mit der deutschsprachigen Rezitation der
entsprechenden Textpassage, so daß ein Gesamtkunstwerk entstanden
ist, das Dichtung und musikalische Gestaltung zu einem umfassenden ästhetischen Erlebnis werden läßt.
Urvasie
Teil I |
Die Rückkehr von König Pururavus von kosmischem Kampf zur grünen Erde. Die Berge und
Höhen bedeckt mit weitem Schnee erscheinen in Stille und dem beginnenden Morgen.
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Urvasie
Teil II |
Usha, die Göttin der Morgenröte, kommt gemeinsam mit den himmlischen Nymphen, unter
denen sich Urvasie befindet. Sie sehend, erwacht in Pururavus die Liebe zu Urvasie. |
Urvasie
Teil III |
Ein Unwetter zieht auf, in dem sich der Gigant Cayshie verbirgt um die Nymphenschar zu überfallen. Doch Pururavus erkennt ihn wieder aus früheren Schlachten. Als der Gigant Urvasie
raubt und sie entführen will, eilt König Pururavus ihm nach. Aus Furcht läßt der Gigant
Urvasie fallen und flieht. Pururavus eilt zu ihr und findet sie ohnmächtig im Schnee liegen.
In diesem Moment entfaltet sich die Liebe zwischen ihm und Urvasie. Er hebt sie in seinen
Kampfeswagen, um sie zu den anderen Nymphen zurückzubringen. Dann erwacht Urvasie, und
in ihrem Erwachen erblüht ihre Liebe zu König Pururavus |
Urvasie
Teil IV |
Das Erwachen von Urvasie und das Erkennen der Liebe zwischen ihr und König Pururavus, das
einem leuchtenden inneren Morgen gleicht. Aber in diesen Augenblick des Erkennens dringt
das Lachen der Begleiterinnen von Urvasie, die Pururavus ermahnen, seinen Sieg nicht falsch
zu nutzen, indem er Urvasie für sich behält. Sie offenbaren ihm, daß er durch diese Entsagen
das Leben der Sonnenwelt für sich gewinnt. König Pururavus läßt Urvasie in der Reinheit
seiner Liebe bei ihren Gefährtinnen und galoppiert mit seinem Wagen durch die Himalayatore, über Schluchten und in eine weit gleißende Welt der einsamen Berge. Er kommt vorbei an
der Gangesquelle und blickt zurück zu ihr, zu Urvasie, seiner Liebe, und sieht sie auf einem
vereinzelten Gipfel stehen und ihm nachblicken. Dann eilt er weiter hinab, liebesergriffen,
wie ein Stern, nach Ila, seiner Regentenstadt. Und Urvasie kehrt zurück nach Swerga, in den
Götterhimmel. Aber auch sie ist erfüllt von einer Liebe, die sie noch nicht kannte, von einer
gnadenvollen menschlichen Gegenwart, die tief in ihrem Herzen eingezogen war. Eines Tages
wird in Swerga ein himmlisches Theaterstück aufgeführt, bei dem Urvasie in der Rolle der
Göttin Laxmie mitspielt. Als sie jedoch im Verlauf der Aufführung gefragt wird, wen sie liebt,
antwortet sie vor allen versammelten Göttern: “Den König Pururavus“ und bringt damit das
ganze Theaterstück durcheinander.
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Urvasie
Teil V
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Baruth, der Himmelsdramatiker, ärgert sich, dass sein Werk verdorben wurde. Er verbannt
Urvasie zur Strafe auf die Erde. Als jedoch Gott Indra dagegen protestiert, mildert er seinen Bann
und erklärt, dass Urvasie nach vorbestimmter Zeit wieder zurückkehren werde, verschönt durch
irdische Liebe. Dann verlässt Urvasie die Versammlung und wendet sich zur Erdenwelt und
kommt zusammen mit ihrer Begleiterin Tilottama leise zu Pururavus. Urvasie findet Pururavus in
den Bergen, denn er hatte seine Stadt Ila verlassen, um in der Einsamkeit zu leben. Er war müde
der Regentschaft geworden und des Lebens in der Stadt und der Verantwortung des Königstums.
All diese waren ihm wie bleich großartige Gespenster erschienen, die ihn von der Zukunft im
warm goldenen Sonnenlicht abtrennten. Er sah innerlich ein Licht über die Schneeweiten der
Berge und wandte sich dorthin und erreichte einen Platz der Stille, eingebettet in die gewaltige Felsregion, umgeben von Gipfeln mit ewigem Schnee. Durch Askese und Meditation erlangte
er Meisterschaft über den Schlaf und das Bedürfnis nach Nahrung und wandelte sich in einen
Gott. Schließlich verharrte er, nachdem er oft die Gipfelhöhen erstiegen hatte oder die Sterne der
Nacht geschaut, versunken in Meditation vor einer geheimnisvollen Felsenspalte. All dies war
geschehen; und jetzt kommen Urvasie und Tilottama, des Himmels Gegenwarten, zu ihm. Sie
nähern sich und stehen vor ihm, Blumen gleich, die einen Sonnenstrahl erwarten.
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Urvasie
Teil VI |
Tilottama spricht: “Pururavus, du hast errungen, und ich bringe keinen Traum, sondern Urvasie
in dein Leben.“ Pururavus springt auf, als er den Klang des Namens hört und lauscht. Nun
erklärt Tilottama dem König Pururavus das Wesen der Apsaras, von denen Urvasie eine ist, und
fragt ihn, ob er nicht seine erhabene Reinheit bewahren wolle. Aber Pururavus, geblendet wie
von verwirrenden Träumen, sieht aufsteigen vor sich die Schönheit der sinnlichen Welt und
die Schönheit seiner Liebe zu Urvasie, die ihm mehr bedeutet als Gott und seine Glorie. Und
Urvasie empfängt in ihren Augen ihn, wie die Erde empfängt den Regen. Tilottama spricht nun
zu Pururavus und sagt, daß er drei Jahre Urvasie auf den Bergen, in den Wäldern und in den
Städten genießen könne, daß sie aber danach nur bei ihm bleiben dürfe, wenn sie ihn nicht im
Licht entblößt sieht. Dann läßt sie die beiden allein und verschwindet im Sonnenlicht. Pururavus
spürt, wie ihn Jugend und Freude und die Schönheit und die Wärme der Erde durchströmen
und die Erregung, daß Urvasie ihm überlassen ist. Mit einem kligenden Ruf umarmt er sie,
anschmiegsam und erschauernd.
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Urvasie
Teil VII |
Urvasies wundervolles Haar ist gelöst, und der Wind ergreift es und trägt es strömend über die
Schulter von Pururavus. Sie umarmen sich voller Seligkeit und zum ersten Mal küßt Pururavus
ihre Lippen. Zwölf Monate leben König Pururavus und die Göttin Urvasie in der abgeschiedenen
Weite der Berge, und zwölf Monate leben sie ihre Liebe in den grün bevölkerten Wäldern,
im Sonnenlicht und an wonnevollen Strömen. Und im dritten blumenklingenden Frühling
ihrer Liebe gebiert Urvasie ein Kind. Sie möchte nun die Städte und Heime der Menschen
kennenlernen, mit der Erde strahlender Mädchen – “und erfahren alle Freude und das Tun dieser
munter emsigen Welt.“ Pururavus stimmt diesem Wunsch glücklich lächelnd zu. So kommen sie
zum heiligen Ganges und der Stadt Ila. |
Urvasie
Teil VIII |
Urvasie und König Pururavu nähern sich der Stadt Ila. Mit Freude und Pracht werden sie
empfangen, und alle bestaunen die Schönheit von Urvasie, der Tochter des Himmels. Schließlich
werden Pururavus und Urvasie getraut, und eine glorreiche Zeit beginnt für alle Lande durch die
Kraft dieser Vermählung von Himmel und Erde. |
Urvasie
Teil IX |
Die Götter vermissen Urvasie
und lassen sie zurückholen in die Himmel.
König Pururavus kann den Verlust nicht überwinden
und verlässt sein Volk, um Urvasie wieder zu finden. |
Urvasie
Teil X |
Pururavus steigt in immer größere Höhen
und überwindet die Grenze zu den ewigen Bereichen.
Dort gewährt ihm die Mächtige Mutter Zugang zu den Himmelswelten,
wo er Urvasie findet und die Erfüllung ihrer großen Liebe.
Im Einklang mit den Göttern wendet sich Pururavus erneut dem Kosmos
und der Erdenwelt zu, um dort, getragen von der Liebe zu Urvasie,
ein neues Zukunftsleben zu gründen. |
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